Das Recht sagt, was gilt; es vermag aber nicht zu sagen, was es selbst ist. Diese Stummheit kann sich das Recht nur leisten, weil es umgeben und getragen wird von unzähligen Stimmen, die für seine Sache (oder dagegen) sprechen. Dazu zählen nicht nur die Kommentare und juristischen Fachbücher, sondern allen voran religiöse, philosophische, literarische Werke. Nicht das Recht schafft das Wissen vom Recht, sondern ein großes Ensemble mythischer, literarischer und theoretischer Diskurse. Dies ist aber erst das Ergebnis einer langen Evolution. Das Recht konnte sich erst von allen bildlichen, literarischen, religiösen, philosophischen Selbsterklärungen ablösen, als es die juridische Strukturierung des Denkens und Sprechens abgeschlossen hatte.
Die Reihe "Literatur und Recht" eröffnet nicht einfach eine weitere Filiale interdisziplinärer Diskussion, sondern sie will ein Forum schaffen zur Erforschung dieser Geschichte der Entliterarisierung des Rechts und des Juridifizierung des Denkens und Sprechens in Literatur, Philosophie und ihren Medien.
Michael Niehaus:
Das Verhör
Geschichte - Theorie - Fiktion
München: Fink 2003
Manfred Schneider (Hrsg.):
Die Ordnung des Versprechens
Naturrecht - Institution - Sprechakt
In Zusammenarbeit mit Peter Friedrich, Michael Niehaus und Wim Peeters
München: Fink 2005
Cornelia Vismann/ Thomas Weitin (Hrsg.):
Urteilen /Entscheiden
München: Fink 2006
Peter Friedrich/ Manfred Schneider (Hrsg.):
Fatale Sprachen
Eid und Fluch in Literatur- und Rechtsgeschichte
München: Fink 2009
Wim Peeters:
Recht auf Geschwätz
Geltung und Darstellung von Rede in der Moderne
München: Fink 2019
Ino Augsberg/ Sophie-Charlotte Lenski (Hrsg.):
Die Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt des Rechts
Annäherungen zwischen Rechts- und Literaturwissenschaft
München: Fink 2012
Christian Lück:
Die Deutschen und das Recht
Studien zur politischen Idee der Germanistik, 1806-1814
München: Fink 2020
Florian Schmidt
Rechtsgefühl
Subjektivierung in Recht und Literatur um 1800
München: Fink 2019