Stadtplan
   

Dr.-Ing. Berthold F. Weber

DER STADTPLAN VON MILET

FORSCHUNGSGESCHICHTE:

 
 

Bereits im Jahr 1901 konnte Theodor Wiegand einen ersten Stadtplan von Milet vorlegen (Abb.1), dessen Grundlage eine Skizze von Carl Humann war (siehe Milet-Archiv).

PALATIA ist der spätantike Name von Milet und bezeichnet hier den Ort Alt-Balat, der 1955 durch ein Erdbeben zerstört wurde...........

 
 
   
  1. MILET 1901 (Th. Wiegand - R. Kekule von Stradonitz, Zweiter vorläufiger Bericht über die von den Königlichen Museen begonnenen Ausgrabungen in Milet, AA.1901, S. 193, Abb. 2)  
     
     
 

Im Jahr 1935 legte Armin von Gerkan einen Stadtplan mit vollständig rekonstruiertem Straßensystem vor (Abb.2). Während er das Straßensystem im Nordteil der Stadt für ausreichend erforscht hält, bezeichnet er das System im Südteil der Stadt als hypothetisch rekonstruiert.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
2. MILET 1935,
Armin von Gerkan,

Milet II 3: Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen seit dem Jahre 1899, hrsg. von Th. Wiegand, Band II Heft 3: Die Stadtmauern (1935) Taf. 1.

 
 
 
 
 
 
 
 
     
     
 

Armin von Gerkan orientierte sich bei der Rekonstruktion des Straßensystems im Nordteil der Stadt an den Abmessungen des 1908 ausgegrabenen Heroon III (Abb. 3, Nr. 13). Doch erst die vollständige Freilegung dieser Insula im Stadtzentrum nördlich der Faustinathermen im Jahr 1982 korrigierte deren Abmessungen. Mit einer Breite von 28.60 m und einer Länge von 50.27 m entspricht die Größe der Insula der des klassischen Delphinion (Abb. 3, Nr. 2). Auf dieser Erkenntnis ließ sich ein Straßensystem mit einheitlichen Insulae aufbauen, in das auch die öffentlichen Gebäude rational eingebunden sind.

 
     
   3. DAS STADTZENTRUM VON MILET 
    LEGENDE:
   (B. F. Weber)
  1- Thermen am Humeitepe (kaiserzeitlich)
 
 

 

28-

Vier-Säulen-Moschee (islamisch)

29-

Islamisches Bad

30-

40 Treppen-Moschee (islamisch)

31-

İlyas Bey Camii (1411 - 1416)

32-

Khan (islamisch)

33-

Stadion (kaiserzeitlich)

  2-

Delphinion (klassisch / hellenistisch)

  3- Capitothermen (1. Jh. n. Chr.)
  4- Gymnasion (hellenistisch)
  5- Theater (1. Jh. n. Chr.)
  6- Ionische Halle (kaiserzeitlich)
  7- Heroon I (hellenistisch)
  8- Hafenmonument (kaiserzeitlich)
  9- Hallenplatz (hellenistisch)
  10-

Nordmarkt (hellenistisch)

  11-

Michaelskirche (um 600 n. Chr.)
darunter: Dionysostempel (hellenistisch)

  12-

Buleuterion (hellenistisch)

  13-

Nymphäum (kaiserzeiltich)

  14-

Markttor

  15-

Heroon III (3. Jh. n. Chr.)

  16-

Faustinathermen (2. Jh. n. Chr.)

  17-

Serapeion (3. Jh. n. Chr.)

  18-

Magazinhalle (hellenistisch)

  19-

Südmarkt (hellenistisch bis kaiserzeitlich)

  20-

Synagoge (4.-5. Jh. n. Chr.)

  21-

Bischofspalast (um 600 n. Chr.)

  22-

Große Kirche (1. Hälfte 6. Jh. n. Chr.)

  23-

Justinianische Stadtmauer (538 n. Chr.)

  24-

Byzantinisches Kastell (11. Jh.)

25-

Khan (islamisch)

26-

Tekke (islamisch)

27-

Seldschukisches Hamam

     
     
  DAS HIPPODAMISCHE SYSTEM VON MILET  
 

Der Wiederaufbau der Stadt Milet nach der Zerstörung durch die Perser im Jahre 494 v. Chr. wird schon in antiken Quellen mit dem Namen des milesischen Architekten Hippodamos in Verbindung gebracht. Das Entwurfsprinzip des Stadtplanes zeigt ein rechtwinkliges Straßensystem mit gleichgroßen Insulae, die in vier Grundstücke aufgeteilt sind. Auch öffentliche Gebäude und Anlagen, deren Grundflächen meist wesentlich über die einer "Normalinsula" hinausreichen, sind in das rechtwinklige, das "hippodamische" System integriert. 

Das nördliche und südliche Stadtquartier wurden bei der Neuanlage der Stadt unabhängig voneinander eingemessen; im Norden dürfte der archaische Vorgängerbau des klassischen Delphinion, im Süden das Temenos des archaischen Athenatempels maßgebend für die Größen der Insulae und die Ausrichtung der Straßensysteme gewesen sein.

 
     
 
4. Der Stadtplan von Milet 1999

Das Straßensystem im Nordteil der Stadt wurde durch die geomagnetischen Untersuchungen 1998 auch auf dem Hometepe bestätigt (vgl. Geophysik).

Die geophysikalische Untersuchungen östlich des Heiligen Tores im Süden der Stadt bestätigten die Straßenabstände von Gerkans in Ost-West-Richtung; für die Straßenabstände in Nord-Süd-Richtung ergaben erst die Messungen im Jahr 2001 wesentlich größere Abstände. 

 
   
   
   
   
   
   
 
 
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