Molekulargenetische Diagnostik

Morbus Huntington (HD)
OMIM: 143100 (HD)

Hintergrund

Morbus Huntington (MH; Huntington’s disease, HD; früher Chorea Huntington) gehört zu den progredienten neurodegenerativen Erkrankungen. Die Prävalenz in Europa liegt etwa bei etwa 10 pro 100000 Einwohner. Typische Symptome sind unkontrollierbare Hyperkinesen sowohl der Extremitäten wie auch der Rumpf- und Kopfmuskulatur. Fast immer findet sich im Krankheitsverlauf kognitiver Abbau, dessen Schweregrad jedoch sehr variabel sein kann. Psychiatrische Symptome sind häufig und mannigfaltig (affektive Störungen, paranoide Psychosen u.a.). Histopathologisch findet sich bei MH ein selektiver Untergang bestimmter Neurone, besonders im Bereich der Stammganglien (Nucl. Caudatus), aber auch im Bereich der Hirnrinde. MH ist eine spät-manifestierende Erkrankung. Erste Symptome treten oft zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr auf. Allerdings kommen sowohl Fälle mit früherem wie auch sehr viel späterem Erkrankungsbeginn vor. Juvenile Fälle sind sehr selten und unterscheiden sich klinisch meist von der klassischen Form des MH (sog. Westphal-Variante).
MH folgt dem autosomal-dominanten Erbgang, d.h. Erkrankte tragen praktisch immer ein mutiertes sowie ein Normalallel. Das Risiko für Nachkommen von MH-Patienten, selbst Mutationsträger zu sein, beträgt daher 50% - unabhängig vom Geschlecht. Das MH-Gen (Huntingtin, HTT) wurde auf Chromosom 4p lokalisiert. Der pathogenetische Mechanismus besteht in einer abnormen Verlängerung eines Trinukleotid-Blocks (CAG)n innerhalb des ersten Exons des Gens, der zu einer verlängerten Polyglutaminkette innerhalb des Huntingtin-Proteins führt. Normalallele umfassen bis zu 35 CAG-Wiederholungen, während CAG-Blöcke mit 36 oder mehr Wiederholungen zur Erkrankung führen. Für Allele zwischen 36 und 40 CAG ist dabei reduzierte Penetranz beschrieben worden, d.h. nicht alle Mutationsträger erkranken im Laufe des Lebens. Allele zwischen 27 und 35 CAG sind nicht mit Krankheitssymptomen assoziiert; für Nachfahren besteht jedoch ein erhöhtes Risiko für eine Expansion in den pathologischen Bereich.

Beim prädiktiven genetischen Testverfahren für MH wird untersucht, ob eine Risikoperson Mutationsträger ist und somit im Laufe des Lebens an HD erkranken wird. Voraussetzung hierfür ist die Einbindung des Ratsuchenden in den humangenetischen Beratungsprozess mit begleitender psychotherapeutischer Unterstützung gemäß dem §10 Gen-DG. Tests bei Minderjährigen und pränatale Untersuchungen für MH sind Gen-DG nicht möglich.

Erforderliches Probenmaterial

  • 5-10 ml EDTA-Blut (2 Proben)

EDTA-Blutproben für molekulargenetische Untersuchungen können in der Regel ungekühlt mit der Post verschickt werden.
Bitte beschriften Sie alle Probengefäße eindeutig mit Namen und Geburtsdatum des Patienten. Nicht eindeutig beschriftete Proben können nicht bearbeitet werden. Bitte benutzen Sie unsere Anforderungsscheine (incl. Patienteneinverständnis-Erklärung). Hier können alle erforderlichen Angaben zur Anforderung von Untersuchungen eingetragen werden.

Schriftliche Einwilligungserklärung gemäß GenDG ist erforderlich!

Bei humangenetischen Untersuchungen ist wichtig, ob es sich um eine diagnostische Abklärung bei einem Erkrankten oder um (prädiktive) Testung einer Risikoperson auf Anlageträgerschaft für eine in der Familie bekannte Mutation handelt. Bei prädiktiven genetischen Untersuchungen ist gemäß GenDG eine vorherige genetische Beratung verpflichtend gefordert.

Methode

Aus der Blutprobe wird genomische DNA isoliert und der CAG-Triplett Abschnitt des HTT-Gens mittels PCR amplifiziert. Die Längenbestimmung der PCR-Produkte und die daraus resultierende Anzahl der CAG-Tripletts erfolgt mittels Kapillarelektrophorese.

Dauer der Untersuchung: bis zu 4 Wochen nach Probeneingang
Kosten: auf Anfrage

Akkreditiertes Verfahren nach DIN EN ISO 15189:2014

 

Diagnostik

  • Sekretariat 
    Humangenetik
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