Molekulargenetische Diagnostik

Kongenitale autosomal-rezessive Schwerhörigkeit/ Taubheit (nicht-syndromal), DFNB1, non-syndromic hearing loss (NSHL)
OMIM: 220290 (Autosomal rezessive nichtsyndromale Schwerhörigkeit, DFNB1)

Hintergrund  

Nicht-syndromale Schwerhörigkeit und Taubheit (DFNB1) sind definiert durch kongenitale, nicht-progressive, milde bis schwere sensorineurale Hörminderung ohne weitere klinische Aspekte. Mutationen im GJB2- und GJB6-Gen sind meist ursächlich für das Beschwerdebild. Diese Gene kodieren für die Connexin 26 bzw. Connexin 30 Proteine, welche zur Bildung von interzellulären Ionenkanälen benötigt werden, welche u.a. im Hörprozess eine große Rolle spielen. 98% der DFNB1-Betroffenen weisen zwei Mutationen im GJB2-Gen auf. In >50% der Fälle weisen Individuen nordeuropäischen Ursprungs die häufigste DFNB1-Mutation, c.35delG, im homozygoten Zustand auf. 2% der DFNB1-Betroffenen haben entweder eine Mutation im GJB2-Gen und eine große Deletion, die Teile des GJB6 Gens einschließt, im compound heterozygoten Zustand oder die große Deletion im homozygoten Zustand.

Klinische Diagnose

Die klinische Diagnose einer DFNB1-bedingten Schwerhörigkeit/Taubheit ist gegeben, wenn

  1. eine kongenitale und allgemein nicht progressive, milde bis schwere sensorineurale Hörbehinderung vorliegt. Diese wird mittels der auditorischen Hirnstammreaktion (ABR) oder Reintonaudiometrie ermittelt. Die Klassifizierung in milde, moderate, moderat starke, starke oder schwere Schwerhörigkeit erfolgt, wenn entsprechender Hörverlust von 26-40 decibel (db), 41-55 db, 56-70 db, 71-90 db oder 90 db vorliegt.
  2. keine weiteren klinischen Symptomatiken vorliegen, die Hörminderung zur Folge haben.
  3. eine positive Familienanamnese mit nicht-syndromaler Schwerhörigkeit vorliegt, welche einer autosomal rezessiven Vererbung entsprechen könnte.

Vererbung

DFNB1 wird autosomal rezessiv sowie möglicherweise digenisch vererbt. Hierbei treten Mutationen im GJB2- und GJB6-Gen auf. Eltern eines DFNB1-betroffenen Kindes haben bei jeder Schwangerschaft ein 25% Risiko auf ein schwerhöriges Kind, eine 50% Chance auf ein Kind, welches Träger einer der beiden Mutationen ist, und eine 25% Chance auf ein Kind, welches nicht Mutationsträger ist.

Therapie

Die Behandlung der Symptome erfolgt mittels Hörhilfen sowie die Einbindung in entsprechende Lernprogramme/Einrichtungen. In schweren Fällen der Schwerhörigkeit (>90db Verlust) könnte ein Cochlea-Implantat helfen.

Erforderliches Probenmaterial

  • 5-10 ml EDTA-Blut (2 Proben)

EDTA-Blutproben für molekulargenetische Untersuchungen können in der Regel ungekühlt mit der Post verschickt werden.
Bitte beschriften Sie alle Probengefäße eindeutig mit Namen und Geburtsdatum des Patienten. Nicht eindeutig beschriftete Proben können nicht bearbeitet werden. Bitte benutzen Sie unsere Anforderungsscheine (incl. Patienteneinverständnis-Erklärung). Hier können alle erforderlichen Angaben zur Anforderung von Untersuchungen eingetragen werden.

Schriftliche Einwilligungserklärung gemäß GenDG ist erforderlich!

Bei humangenetischen Untersuchungen ist wichtig, ob es sich um eine diagnostische Abklärung bei einem Erkrankten oder um (prädiktive) Testung einer Risikoperson auf Anlageträgerschaft für eine in der Familie bekannte Mutation handelt. Bei prädiktiven genetischen Untersuchungen ist gemäß GenDG eine vorherige genetische Beratung verpflichtend gefordert.

Methode

Das DFNB1-Panel beinhaltet die Identifikation von Deletion und Duplikationen des GJB2- und GJB6-Gens mittels MLPA Analyse (Multiplex Ligation-dependent Probe Amplification). Simultan werden Exon 1 und 2 des GJB2-Gens mittels Sanger-Sequenzierung auf Mutationen untersucht.

Bei unauffälligem Befund und bei weiter bestehendem klinischem Verdacht kann zudem eine Panel-Analyse erfolgen.

Dauer der Untersuchung: bis zu 3-6 Wochen nach Probeneingang
Kosten: auf Anfrage

Akkreditiertes Verfahren nach DIN EN ISO 15189:2014

 

Diagnostik

  • Sekretariat 
    Humangenetik
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    Ruhr-Universität
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