Molekulargenetische Diagnostik

Canavan Syndrom
OMIM: 271900 (Canavan), 608034 (ASPA)

Hintergrund

Das Canavan Syndrom ist eine autosomal rezessiv vererbte Stoffwechselkrankheit, bei der die Myelinschicht abgebaut wird, welche die Nerven im Gehirn schützend umgibt. Beim genetischen Defekt der Canavan-Krankheit besteht ein Mangel des Enzyms Aspartoazylase. Dieser Enzymmangel bewirkt, dass die Aminosäure N-Acetylaspartat im Gehirn nicht abgebaut werden kann. Durch die Ansammlung von N-Acetylaspartat (NAA) wird Myelin zerstört, die weiße Substanz wird “schwammig”. Die Patienten fallen meist durch Makrozephalie auf; schon in den ersten 3-9 Lebensmonaten verlernen die Kinder bis dahin entwickelte (psycho-)motorische Fähigkeiten wie beispielsweise Kopf halten, Drehen und Sitzen. Hinzu kommt anfangs muskuläre Hypotonie (Spannungsarmut), die in spastische Lähmungen übergeht, sowie Krampfanfälle. Bei Kernspinaufnahmen des Gehirns lassen sich diffuse Veränderungen der weißen Hirnsubstanz, des Myelins, erkennen. Viele Patienten sterben bereits in den ersten Lebensjahren, die meisten werden nicht einaml 10 Jahre alt. Der Krankheitsverlauf ist progressiv, durch zunehmende Lähmungen können sich die Kinder nicht mehr richtig bewegen und teilweise keine Nahrung aufnehmen. Hinzu können dann Blindheit, teilweise auch Taubheit, kommen [1;2;3].

Die Diagnose kann durch die abnorme Ausscheidung von N-Acetylaspartat (NAA) im Urin, durch Enzymbestimmung der Aspartoazylase in Fibroblasten und über das typische Kernspinbild gestellt [1;2;3] und abschließend mit einer molekulargenetischen Untersuchung bestätigt werden. Inzwischen wurden ?55 Mutationen im Aspartoazylase (ASPA)-Gen (17pter-p13; 6 Exons) veröffentlicht.

Erforderliches Probenmaterial

  • 5-10 ml EDTA-Blut (2 Proben)

EDTA-Blutproben für molekulargenetische Untersuchungen können in der Regel ungekühlt mit der Post verschickt werden.
Bitte beschriften Sie alle Probengefäße eindeutig mit Namen und Geburtsdatum des Patienten. Nicht eindeutig beschriftete Proben können nicht bearbeitet werden. Bitte benutzen Sie unsere Anforderungsscheine (incl. Patienteneinverständnis-Erklärung). Hier können alle erforderlichen Angaben zur Anforderung von Untersuchungen eingetragen werden.

Schriftliche Einwilligungserklärung gemäß GenDG ist erforderlich!

Bei humangenetischen Untersuchungen ist wichtig, ob es sich um eine diagnostische Abklärung bei einem Erkrankten oder um (prädiktive) Testung einer Risikoperson auf Anlageträgerschaft für eine in der Familie bekannte Mutation handelt. Bei prädiktiven genetischen Untersuchungen ist gemäß GenDG eine vorherige genetische Beratung verpflichtend gefordert.

Methode

Aus der Blutprobe wird genomische DNA isoliert, und für Mutationsanalysen im ASPA-Gen (NM__000049) werden die sechs Exons mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR) amplifiziert und unter Einschluss der konservierten Exon/Intron-Grenzen direkt sequenziert. Zusätzlich wird eine Duplikations- bzw. Deletions-screening mittels Multiplex ligation dependent probe amplifications (MLPA) im ASPA-Gen (MRC-Holland; P025-A2) durchgeführt.

Dauer der Untersuchung: bis zu 4 Wochen nach Probeneingang
Kosten: auf Anfrage

Zusätzliche Informationen zur Canavan Erkrankung:

[1] Datenbank Orphanet
[2] Datenbank NCBI; GeneReviews
[3] Bundesverein Leukodystrophie e.V

Akkreditiertes Verfahren nach DIN EN ISO 15189:2014

 

Diagnostik

  • Dr. rer. nat. Gabriele Dekomien 
    Humangenetik
    Gebäude MA 5
    Ruhr-Universität
    Universitätsstraße 150
    44801 Bochum
    Germany

    Tel.: +49 (0)234/32-25764
    Fax: +49 (0)234/32-14196
    gabriele.dekomien@rub.de