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Dorothea von Hantelmann (Berlin)
Denken der Ankunft: Zur Ontologie von Pierre Huyghes "Untilled"

Pierre Huyghes Beitrag für die documenta 13 war ein Biotop in der Kompostieranlage des barocken Aue-Parks. Unter dem Titel "Untilled" (was so viel bedeutet wie "nicht bestellt" oder "nicht kultiviert") hatte der Künstler ein Milieu angelegt, das aus verschiedenen organischen und nicht-organischen Elementen bestand, darunter toxischen Pflanzen, gestapelten Gehwegplatten und Asphalthaufen, einer liegenden Figur aus Beton, die anstelle eines Kopfes einen Bienenstock auf den Schultern trug sowie einer eleganten, weißen Windhündin mit pinkgefärbtem Bein. Der Vortrag wird sich dieser Arbeit auf drei Ebenen nähern: Zum einen wird er sie als ein allegorisches Szenario vorstellen, das nicht subjekt-zentrierte, netzwerkorientierte Formen des Regierens aufführt. Zum zweiten diskutiert er Huyghes Projekt im Kontext der Karlsaue, einer Parkanlage, die über drei Jahrhunderte hinweg von verschiedenen Landgrafen gestaltet wurde und die mithin selbst ein fortwährend weiter entwickeltes Regierungsinstrument bildete. Und schließlich wird es um den Status und die Bedeutung dieses Werkes als Kunstwerk einer Gruppenausstellung gehen, die als Bestandteil eines bundesrepublikanischen (vom Bundespräsidenten eröffneten) Staatsrituals fungiert. Diskutiert wird, inwieweit die spezifische Ontologie, die Huyghe der Kategorie Kunstwerk unterlegt, die regierungsbezogenen Techniken des Formats Ausstellung rekonfiguriert.

Dorothea von Hantelmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Sonderforschungsbereich "Ästhetische Erfahrung im Zeichen der Entgrenzung der Künste" an der Freien Universität Berlin. Schwerpunkte ihrer Forschung sind Kunst und Ästhetik der Gegenwart sowie Geschichte und gesellschaftliche Funktion von Museen und Ausstellungen. Von 1999 bis 2002 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin des SFB "Kulturen des Performativen" und promovierte im Kontext dieses Forschungszusammenhangs mit einer Arbeit zur Bedeutsamkeit der Performativität von Kunst, How to Do Things with Art (Berlin 2007). Derzeit arbeitet sie an einem Habilitationsprojekt zur gesellschaftlichen Bedeutung der Ausstellung im historischen Wandel. Jüngste Publikationen: Die Ausstellung. Politik eines Rituals (hrsg. mit Carolin Meister, Berlin 2010); James Coleman (hrsg. mit Reina Sofia, Madrid 2012) sowie Notizen zur Ausstellung (in der Serie "Notizbuch" für die documenta 13, (Kassel 2012).