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29 | 10 | 2013 | UTE HOLL (Basel)

Hadesfahrten: Fragen der Filmphilologie






Filmische Bilder sind konstitutiv instabil, haben keinen gesicherten Ort sondern entstehen aus Formen und Verfahren, Intervalle zu setzen, sei es in der Aufnahme, in der Postproduktion oder der Projektion. Filmisches wird wirksam aus dem Nichts, dem Dunkel, der Differenz. Filmphilologie hat sich daher mit Texturen auseinander zu setzen, die aus Rissen, Rhythmen und Montagen konstituiert sind, aus Lücken und Zäsuren. Rhythmen und Intervalle sind das Mediale des Kinos, das seiner Ästhetik vorausgesetzt ist. Für das Auditive des Kinos gilt das übrigens auch. Bevor Filme kritisch ediert und archiviert werden können, müssen sie daher nicht nur im Kontext je historisch medialer Anordnungen, technischen ebenso wie psychophysischen Konstellationen, untersucht werden. Die filmische Prozessierung des Lichts, die Impuls und Dauer generiert, ist als Differenzphänomen zu begreifen, das am Anfang aller Filmwahrnehmung steht. Der Entzug des Lichts ist konstitutiv. Die Digitalisierung des Kinos variiert das nur. Kritische Filmrestauration, -edition und -kritik haben diesen Aspekt des unmöglichen Transfers filmischer Erfahrung stets berücksichtigt: als Hadesfahrt (Kracauer) filmischer Philologie. 


CV
Ute Holl ist Professorin für Medienästhetik an der Universität Basel und forscht zur Wahrnehmungs- und Wissensgeschichte des Kinos, zum Experimentalfilm, zur Geschichte und Theorie der Elektroakustik und des Radios sowie zu den Medien der Anthropologie.


Publikationen (Auswahl)
Der Moses-Komplex. Politik der Töne, Politik der Bilder
, Zürich u.a.: Diaphanes 2014.
Kino, Trance und Kybernetik, Berlin: Brinkmann und Bose 2002.

 

 

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Ute Holl

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Ein Projekt der Professur Medienwissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Theorie, Geschichte und Ästhetik bilddokumentarischer Formen an der Ruhr-Universität Bochum
| Prof. Dr. Friedrich Balke und Dr. Rupert Gaderer
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