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15 | 05 | 2014 | VOLKER PANTENBURG (Weimar)
10:30-11:30 Uhr

To Use is to Misuse. Helmut Färbers filmphilologische Arbeiten

Helmut Färber, 1969, im Oktoberheft der Zeitschrift Filmkritik: »Filmtexte, -beschreibungen, -notierungen, ich weiß noch kein bestes Wort dafür, die Protokolle in der Buchreihe Cinemathek, das was jetzt hier für Raoul Walshs Colorado Territory und A Distant Trumpet folgt – sind Hilfsmittel, kein Ersatz. Selbst wenn es soweit ist, daß man sich Filme überall wie jetzt Bücher in Bibliotheken ausleihen kann, sind sie nicht überflüssig.« Seit Beginn der 1960er Jahre und bis heute macht Helmut Färber in Artikeln und Essays, Fernsehbeiträgen für den WDR und skrupulös gestalteten Büchern Vorschläge, was Filmphilologie sein könnte – ohne den Begriff zu verwenden. Färbers Praxis hat sich außerhalb disziplinärer Grenzen und in skeptischer Distanz zur Filmwissenschaft entwickelt, ist aus der Lehre an Filmhochschulen in München und Berlin, aus fortgesetzter filmkritischer Arbeit und kulturgeschichtlichen Studien hervorgegangen. Wohl aufgrund seiner intellektuellen und verlegerischen Unabhängigkeit und wegen des Vorbehalts gegenüber begrifflich normierenden Verfahren hat seine Arbeit wenig Widerhall im universitären Milieu gefunden.
Im Vortrag sollen einige der Prämissen und Besonderheiten von Färbers Herangehensweise zur Sprache kommen und an seinen monographischen Buchpublikationen (zu D.W. Griffith, Mizoguchi Kenji, Ozu Yasujiro und Jean Renoir) sowie Fernseh-Analysen verdeutlicht werden. Dabei spielt der für Färber notwendige Nexus von Kino und kritischer Reflexion eine ebenso wichtige Rolle wie die Entwicklung von Techniken der Beschreibung: »Es gibt keine ›bloße‹ Beschreibung. Es gibt auch keine ›objektive‹. Aber es gibt richtige und falsche.« Zu fragen sein wird auch, wie sich Färbers kontinuierliche Bemühungen um je eigene, adäquate Formen der Beschreibung, Kommentierung und Kritik von Filmen zu anderen, ähnlich solitären Beispielen im Schnittfeld von Cinephilie und Filmkritik verhält (etwa Raymond Durgnats »A Long Hard Look at Psycho«; 2002, Alfred Guzzettis Analyse von Deux ou trois choses que je sais d’elle oder Harry Tomiceks  Monographien zu Ozu, Humphrey Jennings und Robert Gardner).

CV
Volker Pantenburg ist Juniorprofessor für Bildtheorie mit dem Schwerpunkt Bewegtbildforschung an der Bauhaus-Universität Weimar.

Publikationen (Auswahl)
Film als Theorie. Bildforschung bei Harun Farocki und Jean-Luc Godard. Bielefeld: Transcript 2006.
Ränder des Kinos. Godard – Wiseman – Benning – Costa. Berlin: August 2010.
Gem. mit Gertrud Koch und Simon Rothöhler: Screen Dynamics. Mapping the Borders of Cinema. Wien: Synema 2012.

 

 

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Volker Pantenburg

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Ein Projekt der Professur Medienwissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Theorie, Geschichte und Ästhetik bilddokumentarischer Formen an der Ruhr-Universität Bochum
| Prof. Dr. Friedrich Balke und Dr. Rupert Gaderer
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