MENSCHEN

Von den etwa 1.036.000 Menschen der Bevölkerung der autonomen Republik Sacha (Jakutien) sind 60% Russen und Ukrainer. Die nicht-russische Bevölkerung besteht aus Sacha (36%), Ewenken, Ewenen und Jukagiren (zusammen 4%), von denen angenommen wird, daß sie (wie auch die europäischen Siedler) Zuwanderer waren, die im Mittelalter aus südlicheren Gegenden um den Baikalsee immer weiter nach Norden zogen.


Russische Kinder verschiedener anthropologischer Typen

Die Sacha unterscheiden sich von den anderen nichteuropäischen Völkern Nordsibiriens sowohl in ihrer Sprache wie auch in ihrer Lebensweise. Ihre Sprache ist eine nördliche Turksprache, während Ewenkisch und Ewenisch der mandschu-tungusischen Sprachgruppe und Jukagirisch der paläoasiatischen Sprachgruppe angehören. Im Gegensatz zu den letzteren, die als jagende und fischende Nomaden lebten, waren die Sacha ursprünglich Halbnomaden, in deren Kultur das Pferd im Mittelpunkt stand. Unter zunehmendem russischen Einfluß wurden die Sacha zu Pelzhändlern.Die Sprache der Sacha wurde früher oft als lingua franca zur Kommunikation zwischen verschiedenen nicht-russischen Völkern verwendet. In früheren Zeiten, als die russische Dominanz noch nicht so stark zu spüren war, wurde Sacha sogar ein Kommunikationsmedium für manche russische Siedler. Die Sacha waren also durchaus ein "dominierendes" Volk, das durch seine Gesellschaftsstruktur und Lebensweise die kleineren Völker beeinflußte und auch oft verdrängte.

Die Religionen und die Gesellschaftsstrukturen der nichtrussischen Völkern in Jakutien sind stark vom Schamanismus geprägt, wobei der Schamane als Künstler, Mystiker, Heiler und Erzähler sowohl die lebende Verbindung zwischen Menschenwelt und Geisterwelt darstellt wie auch eine wichtige Führerrolle in der Gesellschaft einnimmt. Die jeweiligen Kosmologien der oben genannten Völker wurden zwar von Missionierungsversuchen der russisch-orthodoxen Kirche etwas beeinflußt, blieben aber doch bis zur Revolution integer. Während der späteren Sowjetzeit wurden die Träger der "alten" Religionen und Gesellschaftsstrukturen durchgehend verfolgt. Die Traditionen wurden aber insgeheim oft weitergeführt und behielten eine gewisse Bedeutung bei.

Obwohl die Russifizierung Sibiriens dazu beitrug, daß die ursprünglichen Lebensarten, Religionen und sogar Sprachen der nichteuropäischen Völker stark verändert und verdrängt wurden, ist nach der Auflösung der Sowjetunion von einem erhöhten nationalen Bewußtsein die Rede, welches sich durch eine Begeisterung für den Schamanismus oder die Wiederbelebung traditioneller Feste (z.B. das Sacha ysach Fest) ausdrückt.

David Riff


                  Eine alte, nicht mehr bewohnte "jurta"