Interessenvermittlung in den Medien

Im Fokus des dritten Moduls (Prof. Dr. Andreas Blätte/Paweł Szczerbak, Universität Duisburg-Essen) steht die Nutzung des Mediendiskurses durch Interessengruppen, um Einfluss auf den politischen Prozess zu gewinnen. Der analytische Ansatz ist sowohl synchron als auch diachron. Wir untersuchen die umwelt- , sozial- und migrationspolitische Berichterstattung in einem Zeitraum von 20 Jahren (von 1994 bis 2013). Die empirische Grundlage des Teilprojekts sind politikfeldspezifische Korpora, die aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und der Süddeutschen Zeitung (SZ) gewonnen werden. Die zwei Ressourcen decken ungefähr die links-rechts Dimension der deutschen Druckmedien ab.
Für das Projekt nutzen wir die Infrastruktur des PolMine-Projekts (polmine.de). Erkenntnisse zur Nutzung der medialen Arena durch Interessgengruppen gewinnen wir durch systematische Vergleiche:


  • Erstens: Interessengruppen nehmen Stellung zur politischen Streitfragen und versuchen, unterschiedliche Arenen zu nutzen, um Einfluss im jeweiligen Fall zu gewinnen. Wir werden die Varianz der medialen Aufmerksamkeit für die Interessengruppen in unterschiedlichen Politikbereichen und deren Änderungen im Untersuchungszeitraum analysieren.

  • Zweitens: Wir vergleichen die Präsenz der Interessengruppen im medialen Diskurs und im parlamentarischen Prozess. Das Ziel hierbei ist herauszufinden, wann und wie die Interessengruppen die Medien nutzen. Wir werden neue Erkenntnisse über die Relevanz des „externen“ Lobbyismus in Relation zu der Einflussnahme über den direkten Parlamentszugang gewinnen.

Der von uns gewählte methodologische Ansatz nutzt auch Technologien der maschinellen Textanalyse und einen statischen Textanalyseansatz (‚text mining’):
Wir nutzen u.a. Techniken wie named entity recognition’, um die Interessengruppen in Textdaten zu identifizieren, ‘relation extraction’, um mehr über die Versuche der Einflussnahme der Interessengruppen auf Streitfragen zu erfahren, Klassifikationsalgorithmen, um Teilöffentlichkeiten zu identifizieren. Wir haben den Anspruch, über eine reine Häufigkeitszählung der Präsenz der Interessengruppen hinaus zu gehen.

Andreas Blätte   Leiter des Teilprojekts
Paweł Szczerbak   Wissenschaftlicher Mitarbeiter