Salz, Kupfer, Gold: Früher Bergbau im Kaukasus

Ansprechpartner: Prof. Dr. Thomas Stöllner & Prof. Dr. Andreas Hauptmann

thomas.stoellner@rub.de
andreas.hauptmann@bergbaumuseum.de

Der Kaukasus war eines der bedeutendsten „Erzgebirge“ der Alten Welt, speziell des Alten Orients. Als Land des „Goldenen Vlies“ umfasst den Westteil Georgiens, die Kolchis, ein Synonym für den Goldreichtum in der Antike.

Der Hügel von Sakdriss in welchem der Bergbau stattgefunden hat
Abb. 01: Der Hügel von Sakdriss in welchem der Bergbau stattgefunden hat.
© Foto: Th. Rabsilber/ DBM


Eines der ältesten bekannten Goldbergwerken der Menschheit

Als erster „Metallurge“ wurde Prometheus, der Gigant, von den Göttern an die Felsen des Kaukasus geschmiedet und bis heute ist der Archäologe überwältigt vom Metallreichtum der prähistorischen Fundkomplexe in dieser Region. Zu den Besonderheiten der Region gehören neben den reichen polymetallischen Lagerstätten vor allem auch der Goldreichtum der Antike. Aber schon am Beginn der Frühbronzezeit besaß das Edelmetall große ökonomische und gesellschaftliche Bedeutung.

Die Freilegung des übertägigen Bereichs des alten Goldbergwerks hat 10 Jahre gedauert. 2 Bergbauphasen wurden dokumentiert: Während der frühbronzezeitliche Bergbau eine Tiefe von 30 m erreichte, endete der spätantike Bergbau bereits in 9 m Tiefe
Abb. 02: Die Freilegung des übertägigen Bereichs des alten Goldbergwerks hat 10 Jahre gedauert. 2 Bergbauphasen wurden dokumentiert: Während der frühbronzezeitliche Bergbau eine Tiefe von 30 m erreichte, endete der spätantike Bergbau bereits in 9 m Tiefe.
© Foto: K. Stange/ AVttention


Das Goldbergwerk von Sakdrissi

Die Entdeckung des Goldbergwerks von Sakdrissi (ca. 50 km südwestlich von Tiflis) führt genau an diese Fragen heran. Im Jahr 2004 konnte während eines Geländeaufenthaltes Holzkohle geborgen werden. Ihre Lage innerhalb der dort angetroffenen Schichtenfolge (Stratigrafie) datiert den Abbau in das frühe 3. Jahrtausend v. Chr. Weitere angefertigte Analysen bestätigen das Alter um 3000 v. Chr., eine Probe verweist sogar in die zweite Hälfte des 4. Jahrtausends – die Zeit der sogenannten Kura-Araxes-Kultur. Damit zählt Sakdrissi zu den ältesten bekannten Goldbergwerken der Menschheit.

Goldbergwerk von Sakdrissi, Untertage: Die Experimente zum Feuersetzen ließen die Schwierigkeiten der alten Bewetterungsbedingungen erahnen
Abb.03: Goldbergwerk von Sakdrissi, Untertage: Die Experimente zum Feuersetzen ließen die Schwierigkeiten der alten Bewetterungsbedingungen erahnen.
© Foto: K. Stange/ AVttention


Weitere Grabungskampagnen

In mehreren weiteren Grabungskampagnen (2005, 2007-2011) konnte nun dieses Goldbergwerk weiter untersucht werden. Eingeschlossen waren auch umfangreiche Surveyarbeiten im Umfeld des Goldbergwerkes, galt es doch die Frage nach einer zugehörigen Siedlungslandschaft näher zu untersuchen. Im Jahr 2007 entdeckten wir in Balitschi-Dzedzwebi eine der größten frühbronzezeitlichen Siedlungen im Kaukasus; Funde von Werkarealen belegen die Verarbeitung von Goldsand und weitere metallurgische Tätigkeiten. Die Forschungen wurden seit 2004 großzügig durch die Volkswagenstifung unterstützt, und werden nun in einer zweiten Projektphase bis 2011 gefördert. Schwerpunkte des Projektes werden so neben den archäologischen und geowissenschaftlichen Geländearbeiten vor allem auch geochemische Laboruntersuchungen zur Herkunft des kaukasischen Goldes sein: Wir wollen herausfinden, welche ökonomische Bedeutung die Lagerstätte von Sakdrissi im 4. und 3. Jahrtausend v. Chr. gehabt hat.

Abb. 04: Frühbronzezeitlichen Siedlung Balitschi-Dzedzwebi, Fundstelle IV.2.

Abb. 05: Frühbronzezeitlichen Siedlung Balitschi-Dzedzwebi Balitschi-Dzedzwebi, Grabungsschnitt.


Zusammenarbeit von deutschen und georgischen Wissenschaftlern

In dem Projekt arbeiten deutsche und georgische Archäologen, Geowissenschaftler und Botaniker zusammen: Mit eingebunden ist ein Wissenschaftleraustausch, der vor allem georgische Nachwuchswissenschaftler nach Deutschland führt. An der Ruhr-Universität werden diese Kollegen einen Master-Abschluss in prähistorischer Archäologie (Rohstoff- und Wirtschaftsarchäologie) und Archäometrie anstreben. Frau Dr. Gambaschidze wird eine Habilitationsschrift über die älteren südkaukasischen Metallzeiten verfassen.

Luftbildaufnahme des Grabungsareals und des Umfelds
Abb. 06: Luftbildaufnahme des Grabungsareals und des Umfelds.
© Luftbild: DBM/RUB, M. Schaich, Fa. ArcTron