WIKI: Nachrichtendienstgeschichte im frühen Kalten Krieg

Bund Deutscher Jugend (BDJ)

 

Der „Bund Deutscher Jugend“ (BDJ) wurde offiziell am 5. September 1950 mit einer Eintragung in das Frankfurter Vereinsregister gegründet. Als Gründer und ideologischer Kopf des stark antikommunistisch ausgerichteten Verbands fungierte Paul Lüth, der darüber hinaus als Arzt und Schriftsteller arbeitete.

Der BDJ präsentierte sich zunächst als Jugendbewegung ohne offizielle Anbindung an rechtsextremistische Kreise in der Bundesrepublik, doch der militant propagierte Antikommunismus stieß vor allem auf die Zustimmung der ehemaligen Wehrmachts-, SS- und Gestapoangehörigen und reflektierte deren ideologische Positionierung. 

Im Frühjahr 1951 erweiterte sich der BDJ um eine neue Unterorganisation, deren Wirken weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden sollte. Dies war die Geburtsstunde des Technischen Dienstes (TD). In den folgenden Monaten bot der Technische Dienst die Rahmenstrukturen für die Ausbildung einer bewaffneten Guerillagruppe, die im Falle einer sowjetischen Invasion zum Einsatz kommen sollte.

Finanzielle und moralische Unterstützung erhielten BDJ und TD dabei von Seiten der US-amerikanischen CIA, die im Zuge des Korea-Krieges, der die Erkenntnis brachte, dass aus dem Kalten Krieg jeder Zeit eine tatsächliche militärische Auseinandersetzung werden konnte, bereit war, eine ideologisch am rechten Rand zu verortende deutsche Partisanengruppe mit Waffen, Munition und finanziellen Mitteln zu unterstützen.

Nachdem ein Whistleblower schließlich gegenüber der Frankfurter Kriminalpolizei umfassend über die Machenschaften von BDJ und TD ausgesagt hatte, nahm die Justiz Mitte September 1952 die Ermittlungen auf. 

Am 8. Oktober 1952 informierte der hessische Ministerpräsident Georg August Zinn (SPD) den Wiesbadener Landtag und damit die deutsche Öffentlichkeit über die Pläne des BDJ und TD und die Rolle der USA. Ausgebildet als Partisanengruppe und Stay-Behind-Armee sollten sich die Mitglieder des TD im Falle einer sowjetischen Invasion überrollen lassen und dann in den besetzten Gebieten Sabotageakte durchführen und nachrichtendienstlich relevante Erkenntnisse generieren. Außerdem verfügte der TD über eine Proskriptionsliste mit Namen deutscher Kommunisten und Sozialdemokraten, die im Falle eines solchen Szenarios „kaltgestellt“ werden sollten, darunter auch prominente Akteure wie der SPD-Bundestagsabgeordnete Herbert Wehner und der niedersächsische Ministerpräsident Hinrich Kopf.

In Folge von Zinns Enthüllungen wurde eine deutsch-amerikanische Untersuchungskommission installiert, die ihre Arbeit jedoch bald wieder einstellte.

1953 wurden der „Bund Deutscher Jugend“ sowie seine Unterorganisation als verfassungswidrige Organisation verboten.


Weiterführende Literatur:

  • Heiko BUSCHKE: Deutsche Presse, Rechtsextremismus und nationalsozialistische Vergangenheit in der Ära Adenauer, Frankfurt/New York 2003.
  • Deborah KISATSKY: The United States and the European Right, 1945-1955, Ohio State University 2005.
  • Erich SCHMIDT-EENBOOM, Ulrich STOLL: Die Partisanen der NATO: Stay-Behind-Organisationen in Deutschland 1946-1991, Berlin 2015.