Prof. Dr. Werner Strube
Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2002/03

 

Vorlesung
030 002

Die Ästhetik des 18. Jahrhunderts

(C4; N, G) WM Ic
2st. Do. 10-12
Beginn: 24.10.2002

Das 18. Jahrhundert gilt als "das klassische Jahrhundert der Ästhetik" (Kristeller) und als dasjenige Jahrhundert, in dem viele der wichtigsten ästhetischen Begriffe ("Geschmack", "Genie", "Erhabenes", "Ästhetik") erstmals auf philosophischer Grundlage definiert worden sind.

Die Geschichte der Ästhetik ist in der Regel entwicklungsgeschichtlich geschrieben worden: als ob die ästhetischen Theorien sich einem Entwicklungsgesetz unterstellt hätten, das Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte übergreift. Diese Art der Geschichtsschreibung hat oft zu erheblichen Verzerrungen in der Darstellung einzelner ästhetischer Theorien geführt; so faßt beispielsweise Cassirer Burkes Theorie des Erhabenen als 'Etappe' in der dialektischen Entwicklung der Ästhetik des 18. Jahrhunderts und als eine Art "Vorstudie" zu Kant auf – und mißversteht Burkes Intention gründlich.

In der angekündigten Vorlesung soll die Geschichte der Ästhetik anders, nämlich 'kultur-phänomenologisch', dargestellt werden, d.h. vor allem: im Hinblick auf die ästhetischen Phänomene, die der betreffende Ästhetiker vor Augen hatte, im Hinblick auf die besondere Weise der Rezeption dieser Phänomene durch die Zeitgenossen und schließlich unter Berücksichtigung des philosophischen (im besonderen erkenntnistheoretischen und anthropologischen) Kontexts.

Dargestellt werden exemplarische Theorien der französischen Ästhetik (Dubos, Batteux, Diderot), der englischen Ästhetik (Shaftesbury, Hutcheson, Hume, Burke) und vor allem der deutschen Ästhetik (Gottsched, Baumgarten, Meier, Mendelssohn, Lessing, Herder, Kant, Schiller).