Dr. Dimitri Liebsch
Lehrveranstaltung im Wintersemester 2012/13

 

030084

Philosophie der Fotografie

2st., Blockseminar, Credits: 4
BAWM IIc Weiterführendes Modul: Kultur und Natur

Blockseminar vom 17. bis 21. Februar 2014, jeweils 9.00 bis 16.00 Uhr
GABF 04/716

Obligatorische Vorbesprechung 13. Januar 2014, 16.00 bis 17.00 Uhr
GABF 04/354

Reflektiert man über die Eigenheiten unserer Kultur und ihr Verhältnis zu Welt und Natur, nimmt die Fotografie in mindestens drei Hinsichten einen zentralen Platz ein. In der Perspektive der Ästhetik ist die Fotografie seit ihrer Erfindung in den 1820er Jahren eine kontinuierliche Herausforderung für das etablierte System der Künste: Sei es, dass sie die Grenze zwischen Alltagshandlung und Kunst in Frage stellte und sie aufgrund dessen, wie Bourdieu es treffend nannte, den Status einer „illegitimen Kunst“ hat – sei es, dass sie die Autonomie und Selbstreferenz der modernen Kunst durch das Versprechen unterminiert, Welt automatisch abbilden zu können. Betrachtet man sie als Medium, bietet sie einen Musterfall für McLuhans Credo, dass der Inhalt eines Mediums andere Medien seien; man denke nur an die Reproduktion von Gemälden oder auch an die Fotokopie. Mehr noch, die Fotografie ist ebenfalls zentraler Bestandteile von nachfolgenden Mediensystemen geworden. Film und Internet in ihrer heutigen Gestalt wären ohne Fotografie undenkbar. Aus der Sicht der Semiotik schließlich ist die Fotografie nicht allein ein Kreuzungspunkt unterschiedlicher Zeichenarten und -aspekte, so dass man mit Peirce die Fotografie als Index, Ikon und Symbol analysieren kann. Vielmehr ist die Entwicklung von der analogen zur digitalen Fotografie oft auch als Einschnitt begriffen worden, der eine noch moderne Kultur (mit Referenz auf die Welt) von einer postmodernen, irrealen Kultur trennt. Zielsetzung des Seminars ist es, anhand von klassischen und aktuellen philosophischen Texten die ästhetischen, medialen und semiotischen Potentiale der Fotografie zu erschließen. – Die Bereitschaft zur Lektüre auch von englischsprachigen Texten wird vorausgesetzt.

Zur einführenden Lektüre empfohlen: Scott Walden, Photography and Philosophy. Essays on the Pencil of Nature, Malden (MA) 2008 und Bernd Stiegler, Texte zur Theorie der Fotografie, Stuttgart 2010.

Sprechstunde: n.V.