Dr. Dimitri Liebsch
Prof Dr. Carsten Zelle
Lehrveranstaltung im Wintersemester 2006/07

 

050361
Hauptseminar (Philosophie/Neuere Deutsche Literaturwissenschaft)

Herder

2st., Do 8.30 -10.00, GABF 04/414
Beginn: 26.10.2006
C4, C6; BA WM IIC
Creditpoints: 4

Der Theoretiker, Dichter und Theologe Johann Gottfried Herder (1744-1803) zählt zu den zentralen Figuren in der deutschen Geistesgeschichte im ausgehenden 18. Jahrhundert. Er gilt nicht nur als "Entdecker des historischen Sinns", sondern mit seinem Interesse für die Volksdichtung und für Shakespeare ist er darüber hinaus zum Wegbereiter für den Sturm und Drang geworden. Überdies hat er sich bei der Verabschiedung des alten und der Entwicklung des neuen Denkhorizonts an der Schwelle zur Moderne profiliert - er ist Aufklärungskritiker und Bildungstheoretiker gleichermaßen gewesen. Anders als sein Lehrer Kant und sein Schüler Goethe hat Herder zwar oft eine eher unterschwellige Rezeption erfahren, dennoch sind entscheidende Anregungen von ihm bis in die Diskussionen des 20. und 21. Jahrhunderts präsent geblieben. So stützt sich beispielsweise Gehlens Konzeption des Menschen als "Mängelwesen" auf Herders Anthropologie, und noch die Postmoderne hat in Herders Reflexionen auf Körper und Sprache gültige Motive für eine Kritik an traditionellen Konzepten von Subjekt und Ratio entdecken können. Aufgabe des Seminars wird es sein, den Facettenreichtum des zum Paradox und zur Polemik neigenden Theoretikers Herder vor allem anhand seiner Auseinandersetzung mit Literatur, Kunst, Erkenntnis, Geschichte und Sprache zu erschließen. Gelesen werden zu diesem Zweck Auszüge aus dem Vierten Kritischen Wäldchen (entst. 1768/69, gedr. 1846), die Berliner Preisschrift Abhandlung über den Ursprung der Sprache ([1772]. Stuttgart 1966 u.ö. [= Reclams Universal-Bibliothek, 8729]), der Shakespear-Aufsatz (in: Herder, Goethe, Frisi, Möser: Von deutscher Art und Kunst. Einige fliegende Blätter [1773]. Stuttgart 1968 u.ö. [= Reclams Universal-Bibliothek, 7497], 65-91), die Berner Preisschrift Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit ([1774]. Stuttgart 1990 u.ö. [= Reclams Universal-Bibliothek, 4460]), die Abhandlung zur Plastik. Einige Wahrnehmungen über Form und Gestalt aus Pygmalions bildendem Traume (1778) sowie Vom Erkennen und Empfinden der menschlichen Seele (1778). – Die drei bei Reclam greifbaren Schriften sollen von den Seminarteilnehmern angeschafft werden, die anderen genannten Texte werden in Auszügen in einem Reader zugänglich gemacht, der zu Beginn der Sommersemesterferien in GB 3/38 erworben werden kann. Dazu bitte die Anschläge an der Bürotür von Prof. Dr. Carsten Zelle und die Informationen auf seiner Homepage beachten!

Anmeldung durch VSPL (Standardverfahren mit Vorbehalt – Vorbehalt ist der erfolgte Readerkauf bis 1. Oktober) und Teilnahmebeschränkung (aufgrund begrenzter Raumkapazität: max. 60 Plätze)

Literatur zur Einführung:
Hans Dietrich Irmscher: Johann Gottfried Herder. Stuttgart 2001 (Reclams Universal-Bibliothek, 17630).