Dr. Dimitri Liebsch
Lehrveranstaltung im Wintersemester 2001/02

 

Seminar im Grundstudium:
030 031

Ästhetik der Antike

(B1, C4; AM)
2st. Fr. 14-16
Raum: GA 05/705

Hat es in der Antike Kunst gegeben? Verfügten Griechen und Römer über eine Ästhetik?

Angesichts der Sammlungen mit Plastiken, die in jedem größeren Museum ganze Stilfolgen von der Archaik bis zum Hellenismus ausbreiten, in Anbetracht etwa der Aristotelischen Dramenlehre oder auch der Ilias und Odyssee mögen solche Fragen zunächst absurd erscheinen. Aber nur auf den ersten Blick - die Antike kennt in der Tat weder einen gemeinsamen Namen für das, was für uns heute Kunst ist, noch ist den einzelnen Künsten seinerzeit gleichmäßige Wertschätzung zuteil geworden (was wiederum bis in die Neuzeit dafür gesorgt hat, daß man das Bildermalen gemeinsam mit dem Lastentragen unter die unfreien Künste rechnen durfte). Reflexionen auf ästhetische Fragen finden sich zudem in den unterschiedlichsten und teilweise uns nicht mehr geläufigen Genres verstreut: beispeilsweise in kunsttechnischen Schriften zu Rhetorik und Poetik, in mathematisch-kosmologischen und metaphysischen Abhandlungen oder gar in letztlich politischen Schriften, aus denen auch Platos berühmt-berüchtigte Anweisung stammt, die Dichter sollten doch bitte aus dem idealen Staat abgeschoben werden. Zielsetzung des Seminars wird es sein, anhand ausgewählter Texte in prominente Positionen der antiken Ästhetik einzuführen, die zumeist als Kontrastfolie, bisweilen aber auch als direkte Stimulanz immer noch ungebrochene Attraktivität für die heutigen Auseinandersetzungen mit Kunst und Kreativität, Schönem und Häßlichem, Phantasie und Wirklichkeit besitzen.

Zur vorbereitenden Lektüre empfohlen: Wladyslaw Tatarkiewicz, Geschichte der Ästhetik. Bd. 1. Die Ästhetik der Antike, Basel 1979.