Dr. Dimitri Liebsch
Lehrveranstaltung im Wintersemester 2000/01

 

Seminar im Grundstudium:
030028

Das Bild

(B1, C4; AM, N, G)
2st. Fr. 14-16
Raum: GA 05/703
Beginn: 20.10.2000

In Anspielung auf den "linguistic turn", mit dem die epochale Hinwendung zur Sprache in der Philosophie des 20. Jahrhunderts bezeichnet worden ist, hat sich in den letzten Jahren die Rede von der "ikonischen Wende" (Boehm) oder aber auch des "pictorial turn" (Mitchell) etabliert. Ihr zufolge unterliegt unser Verhältnis zur Welt derzeit einem dramatischen, insbesondere durch die neuen Medien ausgelösten Wandel: Anstelle einer vornehmlichen Erschließung der Realität durch die Sprache, so die These, trete allmählich eine durch Bilder. Die Bewertung der Folgen könnte unterschiedlicher nicht sein: Wo die einen den Anbruch eines neuen Zeitalters feiern, befürchten die anderen den totalen Realitätsverlust.

Diese These soll zum Anlaß genommen werden, im Seminar zunächst einige traditionelle Denkfiguren zu erarbeiten, in die die Faszination, aber auch die Angst und Skepsis gegenüber dem Bild gegossen worden sind. Dabei wird es sich vor allem um die mimetischen Bildkonzeptionen handeln, die von Platon über den Bilderstreit des Mittelalters bis ins 18. Jahrhundert das Bild als sekundär, als Abild verstanden haben. Vor diesem Hintergrund sollen dann jene Revolutionen analysiert werden, die unser heutiges Verständnis vom Bild und auch unser Bild von der Welt nachhaltig geprägt haben: sein Reflexiv-Werden in der modernen Kunst, die Erfindung der Fotographie und des Films sowie schließlich auch der Kosmos der digital erzeugten Bilder. Die Vorstellung des exakten Seminarplans wird in der ersten Sitzung am 20.10. stattfinden.

Zur einführenden Lektüre empfohlen: Gernot Böhme: Theorie des Bildes, München 1999.