Dr. Dimitri Liebsch
Lehrveranstaltung im Sommersemester 2015

 

030 023
Über die ästhetische Erziehung (Schiller)

2st., Blockseminar, Credits: 4
BA WM IIc Weiterführendes Modul: Natur und Kultur
Blockseminar: 21. bis 25. September 2015 (Mo-Fr) jeweils 9 bis 16 Uhr, GABF 04/716

Obligatorische Vorbesprechung: Fr, 10. Juli 2015, 12 bis 14 Uhr, GA 3/143
Sprechstunde: n.V.

Bei Schillers »Über die Ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen« von 1795 handelt es sich um einen, wenn nicht den klassischen Text der deutschsprachigen Ästhetik und Pädagogik. Hegel attestierte diesen Briefen bereits, mit ihrer Dialektik Kants »Subjektivität und Abstraktion des Denkens« überwunden zu haben, und noch der Dekonstruktivist Paul de Man sieht hier »the basis of our liberal system of education.« Die Briefe entwickeln neben ihrem pädagogischen Programm u.a. eine Theorie des schönen Scheins, die anthropologische Einsicht in den Menschen als spielendes Wesen und die durchaus problematische Blaupause für einen bürgerlichen Rückzug, um vor den Gewalttätigkeiten der Politik (wie etwa der zeitgenössischen französischen Revolution) in die Innerlichkeit zu flüchten. Unbeschadet der Wirkmächtigkeit dieser Schrift gibt es gute Gründe, sie einer äußerst gründliche Lektüre zu unterziehen: Die »Ästhetische Erziehung« ist immer wieder sprunghaft, in der Argumentation chaotisch und als Text inkohärent. Aufgabe des Seminars wird es daher sein, nach einer knappen Kontextuierung im Werk Schillers und der zeitgenössischen Bildungstheorie die Briefe schrittweise zu rekonstruieren - und gegebenenfalls auch zu dekonstruieren.

Zur vorbereitenden Lektüre empfohlen: Gerhard Plumpe: Ästhetische Kommunikation der Moderne. Bd. 1. Von Kant bis Hegel. Opladen (Westdeutscher Verlag) 1993, S. 107-128. - Ursula Franke: Bildung/Erziehung, ästhetische, in: Karlheinz Barck et al. (hrsg.): Ästhetische Grundbegriffe. Bd. 1. Stuttgart, Weimar (Metzler) 2000, S. 696-727.