Dr. Dimitri Liebsch
Lehrveranstaltung im Sommersemester 2002

 

Seminar im Hauptstudium:
030079

Theorie des Kinos

(C4, C6; G)
2st. Fr. 14-16
Raum: GA 04/358
Beginn: 26.4.2002

gehört zum Modul im Optionalbereich: "Visual Studies"
(zusammen mit Cultural Studies - Visual Studies)

Zwar diffamierte schon Platon die Sophisten als Meister der trugbildnerischen Kunst und ließ sie im Höhlengleichnis als die ersten Kinematographen den Menschen den ungetrübten Blick auf die Wirklichkeit mit Schattenbildern verstellen. Aus naheliegenden technischen Gründen wird man die Liaison zwischen dem Kino und der Philosophie ernsthaft allerdings erst auf die jüngere Zeit datieren können. Aufgabe des Seminars wird es sein, herauszufinden, ob es sich dabei nur um zähe Beziehungsarbeit oder um eine gefährliche Liebschaft im besseren Sinne gehandelt hat. Ob es also gegenüber der Alternative zwischen einer Theorie einerseits, die den Film, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, mit abstrakten Rastern erschlägt, und einer Filmwahrnehmung andererseits, die ihre Intensität aus theoretischer Blindheit bezieht, ein Drittes gibt, das den Film, seine Wahrnehmung und das Denken über ihn verändern kann. Im Fokus werden dabei die Schlaglichter stehen, die das Kino in der Philosophie des 20. Jahrhunderts hinterlassen hat. In der prominenten französischen Theorie ist dabei etwa an die Positionen von Maurice Merleau-Ponty, Jean-François Lyotard und Gilles Deleuze zu denken, im deutschsprachigen Raum an die Arbeiten von Theodor W. Adorno, Roman Ingarden und Walter Benjamin und last not least im angelsächsischen und teils analytischen Zusammenhang an die Studien eines Noël Carroll, Arthur C. Danto oder Stanley Cavell. Der genaue Verlaufsplan des Seminars wird in der ersten Sitzung vorgestellt.

Zur einführenden Lektüre empfohlen:

Oksana Bulgakowa: "Film/filmisch", in: Ästhetisches Wörterbuch in sieben Bänden. Bd. 2, hrsg. von Karlheinz Barck et al., Stuttgart/Weimar 2001: 429-462.