Dr. Dimitri Liebsch
Lehrveranstaltung im Sommersemester 2001

 

Seminar im Grundstudium:
030031

Umberto Eco: Kunst und Schönheit im Mittelalter

(B1, C4; AM)
2st. Fr. 14-16
Raum: GA 05/703
Beginn: 20.4.2001

Spätestens mit Der Name der Rose hat Umberto Eco den für einen Theoretiker keineswegs selbstverständlichen Nachweis erbracht, daß er zu schreiben versteht. Diese Fähigkeit zeigt sich erfreulicherweise keineswegs nur in seinen Romanen und Satiren, sondern auch in den Arbeiten des Semiotikers und Philosophen. Und dies trifft im besonderen auch auf Kunst und Schönheit im Mittelalter zu. Eco bietet dem Leser hier eine solide und kenntnisreiche Darstellung des ästhetischen Denkens - angefangen von den gelegentlichen Ausblicken in die antiken Grundlagen über Thomas von Aquin oder William von Ockham (nein, nicht William von Baskerville!) bis hin schließlich zu Nikolaus von Kues. Aufgrund des entspannten Umgangs mit der philosophiegeschichtlichen Methode gelingt Eco dabei ein Doppeltes. Neben dem Blick auf die Andersheit des Mittelalters, dessen Kunstverständnis sich radikal vom heutigen unterscheidet, liefert Eco auch so irritierende Einsichten wie diejenige, daß Ästhetik als Lebensform offenbar nicht erst von den Yuppies der Postmoderne entdeckt wurde, sondern sich schon in der einen oder anderen Variante zwischen den Kathedralen des Mittelalters etablieren konnte.

Aufgabe des Seminars wird es sein, anhand des Ecoschen Leitfadens sowohl die historischen Besonderheiten wie auch die für die aktuelle Debatte wichtigen Komponenten dieses Denkens zu diskutieren. Infolge seiner Stilistik ist der Text auch für Anfänger in der Philosophie geeignet. Aufgrund der thematischen Bandbreite dürften von ihm auch Kunsthistoriker, Literatur- und teilweise Musikwissenschaftler angesprochen werden. - Zur Anschaffung sei die Taschenbuchausgabe empfohlen: Umberto Eco, Kunst und Schönheit im Mittelalter, München 1995 (dtv).